Erster Spaziergang durchs Dorf

Ich komm hierher und beginne meine Runde, fange bei Nikos, dem Besitzer des Hotels an, ­­­wann ich komme, dass er rechtzeitig fertig ist. Ich sage ihm, dass ich sicher zwei Stunden brauche für meine erste Begrüßungsrunde, und dann gehe ich los, die Dorfstraße hinauf zuerst, mache in der Kurve halt, setze mich auf die kleine Mauer, genieße den Blick auf die Ortsbucht, lasse die Beine baumeln über dem Felsen, spüre den Wind, der gleichmäßig bläst, vom Meer her, stehe wieder auf, gehe hinunter, am größeren der Lebensmittelläden vorbei, die Besitzerin steht mit der Wirtin des „Sunlight“ vor dem Geschäft. Sie halten inne im Tratschen, als sie mich erkennen, die Umarmung der Wirtin tut mir gut, seit Jahren bewundere ich ihre schönen Augen, die Begrüßung der Ladenbesitzerin, weitaus mütterlicher angelegt, wärmt mein Herz. Nach ein paar Fragen und Antworten wandere ich weiter, geh hinunter in das „Sunlight“, begrüße den Wirt. Er fragt mich, ob ich seine Frau gesehen habe, drüben beim Supermarkt, und als ich bejahe geht er hinein in das Lokal und kommt mit zwei Gläsern Ouzo zurück, und wir stoßen an auf Lefkos und auf meine Rückkehr, und ich gehe weiter, gleich nebenan in das mondäne „Le Grand Bleu“, wo Georgios und  seine Frau Elke gerade beim Abendessen sitzen, bevor die ersten Gäste kommen.


Weiter geht es, meine Runde hat gerade erst begonnen. Auf der rechten Seite der Dorfstraße nach zwei kleinen Häusern ein Imbiss, die Besitzer, verwandt mit den Leuten vom „Captains Home“, grüßen mich freundlich. Maria, die Chefin von „Lefkos – Rent A Car“, stürzt von nebenan heraus, als sie mich sieht, und ich spüre ihre Wangen rechts und links an meinen. Nikos, ihr Mann, der mir vor Jahren einen neuen Auspuff montiert hat über Nacht an dem Auto, das er mir vermietet hat, holt gerade einen Wagen vom Flughafen zurück, erklärt sie mir. Hier bei ihr ist, wie immer, ein Kaffee fällig, und ein süßes Stück Baklava, das sie selbst gemacht hat, wie sie voll Stolz sagt. Ich kann nicht bleiben, meine Begrüßungsrunde ist noch lange nicht zu Ende.


Den Berg hinauf jetzt, links, im kleinen Supermarkt, begrüßt mich Jakobus, der entweder vor dem Geschäft oder hinter dem Schreibtisch und der Kassa sitzt, mit einem freundlichen Lächeln. Gleich nebenan, im „Hot Wheels“, der zweiten Autovermietung hier im Dorf, läuft Vassilis heraus, drückt mich und zeigt mir stolz ein Foto seiner kleinen Tochter. Gegenüber, in dieser schrägen Einraum-Minibar, muss ich ein kleines Bier trinken, sonst lassen mich die Besitzer nicht vorbei, wie sie mir mit einem Lächeln erklären. Ich gehe weiter, links hinüber, lasse das „Central“ mit Spyros,  die „3 Delfine“ und Nikita und das „Golden  Sand“ mit Vassilis, Maria und Sue rechts liegen, sie kommen morgen dran, wenn ich die erweiterte Runde mache.


Das „Blue Sea“ ist meine nächste Station. Dort schmatzt mir Fotini einen Kuss auf jede Wange, so sehr freut sie sich mich wieder hier zu sehen, und auch mir tut es gut ihre aufrichtige Freude zu spüren. Noch ein Kaffee ist angesagt, die Kataifi verweigere ich uncharmant, zu süß war das Baklava im „Rent a Car“. Schnell schaue ich noch zu Jorgo hinein in die Küche, und der lacht mir schwitzend entgegen. Weiter, nur nicht schlapp machen. Ich begrüße zuerst Christine hinten in der Küche der Taverne O´Michalis, bevor ich hinunter gehe und mich die Zeile der alten Fischerhäuser entlang arbeite. Als erster begrüßt mich Antonios in seinem Cafe „Lyra & Friends“. Ich werde in den nächsten Tagen noch oft bei ihm „stranden“.  Das „Dramountana“, die erste Taverne direkt unten am Hafen, und die beiden Besitzer-Brüder Lakis und Janis begrüßen mich im New Yorker Slang, ich schau in die Küche hinein und begrüße Martha, die Kellnerin, kurz, dann geh ich am „Meltemi“ vorbei, das neu eröffnet wurde da unten am Hafen, und dann die letzte Station, „Captains Home“, am Ende der Zeile.  Konstantino kommt aus dem Lokal, wischt sich die Hände an seiner Hose ab und heißt mich mit beinhartem Handdruck und Schulterklopfen willkommen. Auch die Frauen kommen aus der Küche, wischen sich die Hände in ihren Schürzen ab und begrüßen mich. Noch ein Ouzo mit Konstantino, dann muss ich zurück ins Hotel „Krinos“. Obwohl ich absolut keinen Hunger verspüre freue ich mich auf den Fisch vom Holzkohlengrill. Den ersten Ouzo, nach dem Fisch mir hergestellt, kann ich noch genießen, der zweite fällt schon unter Freundschaftsdienst. Ich trinke ihn, nehme mir das Bier, das ich unvorsichtiger Weise noch bestellt habe, aber mit auf mein Zimmer. Dort setze ich mich, nachdem ich mich ausgezogen habe, nackt auf den Balkon, schaue dem Meer beim Glitzern zu, trinke schluckweise das Bier und falle dann vollgegessen, beschwipst und glücklich in mein Bett.